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Bundestag 2025: Wer in Niedersachsen in den Wahlkampf zieht

by editor

BERLIN — Wer es in Niedersachsen schafft, kann KanzlerBundespräsident oder EU-Kommissionspräsidentin werden. Immerhin ist das Flächenland nach Nordrhein-Westfalen und Bayern der drittgrößte Landesverband im Bundestag.

Die SPD

Zwei Sozialdemokraten haben ihren Abschied angekündigt: Susanne Mittag und Bernd Westphal. Weitere Abgänge werden nicht erwartet. Dafür einen Zugang, der dringend einen Wahlkreis sucht: Boris Pistorius. Der Verteidigungsminister war 2023 ins Kabinett aus dem niedersächsischen Landtag berufen worden. Ein Bundestagsmandat hat er deswegen nicht. Für 2025 braucht er jedoch eins.

In Hannover wird eine Nachfolge für Yasmin Fahimi gesucht. Der Wahlkreis wäre frei. Boris Pistorius würde ihn mit Schleifchen bekommen, aber er hält sich bedeckt. Als stolzer Osnabrücker geht man eigentlich nicht nach Hannover. Doch seine Heimat ist nicht zu haben — zumindest nicht kampflos. „Ich habe das Direktmandat geholt und möchte auch nochmal kandidieren“, sagt Manuel Gava im Berlin Playbook Podcast

Der Erststimmen-König von Deutschland ist  Johann Saathoff. Bundesweit hat keiner so viele Erststimmen bekommen wie der Mann aus Aurich-Emden. Auch Siemtje Möller in Wilhelmshaven und Lars Klingbeil im Heidekreis haben sehr sichere Wahlkreise. Hubertus Heil in Peine, Adis Ahmetović in Hannover ebenfalls, dahinter wird es bei aktuellen Umfragen enger.

Letztes Mal hat Heil die Liste angeführt, dieses Mal dürfte es Klingbeil als Parteichef werden. Die weiteren Männerplätze könnten sein: Heil auf Platz drei, Pistorius auf fünf, Matthias Miersch auf sieben und Dennis Rohde auf neun. In Wolfenbüttel kommt es zu einer Gegenkandidatur. Die Abgeordnete Dunja Kreiser wird von Michael Letter herausgefordert. 

Die CDU

Sollte die Union 2025 die Wahl gewinnen, stehen die Chancen gut, dass ein Minister aus Niedersachsen kommt. Auch darum geht es subtil, wenn über die Liste debattiert wird. Im Rennen um den ersten Platz stehen Silvia BreherGitta ConnemannMathias Middelberg und Titelverteidiger Hendrik Hoppenstedt

Aber auch auf den Plätzen danach ist die Liste lang: Fritz Güntzler und Axel Knoerig wurden bereits nominiert. Tilman KubanHenning OtteStephan AlbaniAnne JanssenAlbert Stegemann und Carsten Müller wollen auch wieder. Platz für Neue machen Michael Grosse-BrömerEnak FerlemannOliver Grundmann und Ingrid PahlmannAndreas Mattfeldt und Mareike Lotte Wulf haben sich noch nicht geäußert.

Die Wahlkreis-Königin der CDU ist Silvia Breher. Sie überzeugte in Cloppenburg-Vechta 49,1 Prozent der Wähler — das bundesweit beste Ergebnis für die CDU. Cloppenburg gilt als schwärzester Wahlkreis Deutschlands, heißt es aus der Partei. Breher braucht theoretisch keinen Listenplatz (Connemann auch nicht mit 44,4 Prozent der Erststimmen). Doch sie dürfte die Spitze gar nicht wollen, um ihrer Bezirks-Freundin Anne Janssen durch einen guten Listenplatz den Einzug ins Parlament zu ermöglichen. 

In Hannover sagt mancher Tilman Kuban Ambitionen nach, ein Gegenmodell zu Hoppenstedt sein zu wollen — auch in der Machtpolitik. Doch im Bezirk dürfte Kuban den Vorsitzenden und ehemaligen Vize-Kanzleramtsminister kaum gefährden.  2021 schaffte es Kuban dank der Jungen Union (JU) auf Platz sieben, deren Chef Kuban damals war. Und auch wenn er nicht mehr der Vorsitzende ist, soll der JU-Joker für 2025 nochmal ziehen.

Den großen Wurf wagen möchte Uwe Dorendorf. In Lüneburg will der Landespolitiker und TikTok-Star sein Glück versuchen. Die Liste der CDU soll Ende des Jahres stehen, bis dahin müssen sich alle geeinigt haben. 

Die Gerüchteküche kocht um Bernd Althusmann. Von allen Seiten wurden dem erfahrenen Landespolitiker Ambitionen für den Bundestag nachgesagt. Doch Althusmann hat kein Interesse. Er wird ab November nach Ottawa gehen als Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Die GRÜNEN

Mit Jürgen Trittin verlieren die Grünen einen Großen. Anfang des Jahres verabschiedete sich der ehemalige Umweltminsiter nach einem Vierteljahrhundert aus dem Bundestag. Das Ende seiner politischen Karriere weckt Begehrlichkeiten auf den vierten Listenplatz, auf dem er 2021 kandidierte. Interesse an seinem politischen Erbe hat offenbar der frühere Sprecher der Grünen Jugend, Timon Dzienus. Der 28-Jährige müsste sich aber erstmal durchsetzen, denn auf den hinteren Listenplätzen herrscht Nervosität.

Der Kampf um die vorderen Listenplätze dürfte unbequem werden. Wegen der Wahlrechtsreform und einem möglicherweise schlechteren Wahlergebnis dürfte sich die Landesgruppe deutlich verkleinern. 2021 schafften es 13 niedersächsische Grüne in den Bundestag, 2025 werden es voraussichtlich deutlich weniger sein.

Abschiednehmen heißt es auch für Sven-Christian Kindler. Der Listenzweite tritt ebenfalls nicht wieder an. Sein Wahlkreis in Hannover könnte für Dzienus spannend werden. Kandidieren wollen wieder Helge Limburg und Julia Verlinden, wie sie auf Anfrage mitteilten. Die Listenerste Filiz Polat hat sich noch nicht erklärt — ebenso wenig wie Katja Keul

Die FDP

Von den acht Niedersachsen hat bisher noch keiner bekanntgegeben, ob er oder sie 2025 nochmal kandidieren will. Und sie haben es auch nicht eilig — die Liste der Liberalen soll erst im März stehen. Die heißesten Namen sind Christian Dürr, Konstantin Kuhle und Gero Hocker. Bei ihnen ist davon auszugehen, dass sie wieder kandidieren.

Bis spätestens Mitte August müssen sich die drei und Jens Beeck, Knut Gerschau, Anikó Glogowski-Merten, Anja Schulz und Matthias Seestern-Pauly entscheiden. Dann gehen die Nominierungen in den Wahlkreisen los. 

Die AfD 

Nach der letzten Wahl stellten sie sieben Abgeordnete. Frank Rinck will auch 2025 wieder antreten. Dietmar Friedhoff wird nicht für Niedersachsen, sondern für Mecklenburg-Vorpommern kandidieren und Joachim Wundrak will gar nicht mehr antreten. Noch nicht geäußert haben sich Dirk BrandesThomas EhrhornJörn König und Martin Sichert.

Die LINKE 

Vor dem Bundesparteitag wollen sie sich nicht äußern. Ob Heidi Reichinnek und Victor Perli weiter kandidieren, bleibt unklar. Eine Landesliste ist erst gegen nächsten Frühling zu erwarten.

Das BSW 

Das Bündnis Sahra Wagenknecht wird „aller Voraussicht nach im September“ einen Landesverband in Niedersachsen gründen, wie die Co-Vorsitzende der Partei, Amira Mohamed Ali, uns mitteilte. Wer auf die Liste kommt, „entscheiden die wahlberechtigten Mitglieder bei der Aufstellungsversammlung“. Erste Überlegungen gebe es aber bereits. 2021 zog Mohamed Ali noch für die Linke über die Landesliste in den Bundestag. 2025 möchte sie für das BSW „auch wieder für den Bundestag kandidieren“.

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